Zunächst ein kurzer geschichtlicher Abriss:
Wer sich mit der Entstehung der Französischen Bulldogge auseinander setzt trifft schnell auf die "Bullenhatz", "Bullbaitings", "Bullen- und Hundekämpfe". Die Engländer setzten sich besonders für die Hundezucht ein. Einmal, weil sie es liebten Wetten auf Hunde zu setzen (günstige Tiere, die jedermann besitzen konnte im Gegensatz zu Pferden etc.) und weil sie überzeugt waren, das Bullenfleisch zarter ist, wenn das Tier zuvor von Hunden gejagt wurde -> "Bullenhatz". Diese wurde sogar gesetzlich festgelegt und so entstanden immer mehr Arenen und "Bullenringe" und daraus selbstverständlich wiederum mehr Hundezüchter.
Gezüchtet wurde auf Gutmütigkeit gegenüber dem eigenen Rudel und des Herren, da sie sonst nicht daheim händelbar sind. Aber zugleich sollte der Hund eine Schärfe, Stärke, gute Bemuskelung, fitten Körper, starken und eigenen Willen, wenig Angriffsfläche, Aufmerksamkeit, Intelligenz und Zähigkeit bieten. Damit der Hund noch Luft bekommt beim festbeißen und die Hebelwirkung beim Biss höher ist, wurde die Nase zurück gezüchtet und der Vorbiss entstand zugleich. Sollte so der Hund sich festbeißen, bliebe die Nase frei und er bekommt ausreichend Luft, zudem hat er dann mit dem Kiefer eine bessere Hebelwirkung, während das "Opfer" langsam ermüden oder sogar ausbluten kann. Die Falten im Gesicht waren sogar praktisch, denn zwischen Ihnen lief das Blut herunter. Hunde die als Gewinner hervorgingen wurden vorallem weiter zur Zucht eingesetzt. Eine Art "Survival of the Fittest", denn Hunde die schnell und eigenständig entschieden (die oftmals beschriebene "Dickköpfigkeit" bei den Bullys) und obendrein stark waren, überlebten und durften sich durch züchterische Hände weiter vermehren.

Um 1800 waren sogenannte "Bullbaitings" eine Art Schaukampf für Zirkusveranstaltungen und Volksfeste. Regional hießen die Tiere sehr unterschiedlich: Banddog, Bonddog, Boldog, Urcanus, Mastiff, Alan, Bulldogge, Bärenbeißer, Bullenbeißer und waren in den verschiedensten Größen zu finden.
Trotz der guten Verdienstmöglichkeiten an allem drumherum dieser Kämpfe, kam die Tierliebe doch langsam hoch und so wurde die "Bullenhatz" und andere Kämpfe, wo Tier gegen Tier kämpft, 1802 zur Abschaffung im englischen Parlament verordnet. Da es kein Verbot war, gab es hier und da immer noch Kämpfe. 1820 wurden Hundekämpfe und die Zucht von Hunden für diese Zwecke vom Gesetz her verboten. Erst 1835 wurden alle Tierkämpfe untersagt. Dennoch nutzen entsprechende Männer eigene Privatgelände weiterhin dafür, was leider bis heute auch noch geschieht.

Die Leidenschaft für die Hundezucht war dennoch weltweit geboren, schließlich hielt man in der ganzen Welt diese Geschöpfe in unterschiedlichen Größen und Optik und so entschied man sich eigene Rassen entstehen zulassen, die Optisch sehr unterschiedlich sein sollten. 1836 wurden die ersten sogenannten "Toy-Bulldogs" auf einer Hundeausstellung ausgestellt, die maßgeblich an der Entstehung der Französischen Bulldogge dabei war. Diese kleine "Zwergenbulldogge" wurde hauptsächlich von Webern gezüchtet. Da sie treue, unerschrockene Wächter und zugleich genügsame Begleithunde waren, erfreuten sie sich großer Beliebtheit im In- und Ausland, besonders in Frankreich (Paris), stieg die Nachfrage dieser "Toy-Bulldogs". Infolge dessen wurde sie immer weniger in England, was zu Reimporten führte (1880). Die Engländer entschieden sich eine schwerere Bulldogge (später Englische Bulldogge) zu züchten, hingegen die Franzosen zu einer leichteren Bulldogge (später Französische Bulldogge). Dies führte zu einem Kleinkrieg zwischen den Züchter und Zuchtgruppen. Ein weiterer Typ ziemlich zeitgleich war damals der "Terrier-Boule", der aber nie einen Rassestandard erhielt und eher bei Menschen mit wenigen Mitteln zu finden war. Da er oftmals von "leichten Frauen" gehalten wurde, um diese zu warnen und zu verteidigen, wurde er abwertend als "Halbwelthund" bezeichnet.
Durch die Industrialisierung in England und der daraus folgenden Wirtschaftskrise (1848 -1860) siedelten sich viele Weber und Spitzenklöppler in Belgien, Deutschland und vorallem Frankreich an. Sie nahmen ihre "Toy-Bulldogs" mit und setzten die Zucht fort, aus Liebhaberei oder zur Aufstockung ihres Einkommens. Sie kreuzten ihre Tiere mit "Terrier-Boules" und heimischen Mischlingen die in etwa die gleiche Größe hatten. Im Gegensatz zu den Engländern, hatten die Franzosen keine Zuchtvorschriften an die sie sich halten mussten und so entstand die erste Registrierung erst 1885. Da es keine Schriften oder Ahnentafeln gibt die vor dieser Zeit waren, bleibt die richtige und reine "Schöpfungsgeschichte" der Französischen Bulldogge im Dunkeln. Es gibt viele verschieden wissenschaftliche Ansätze, aber nie ist eine vollständig oder es gibt sogar Beweise die diese widerlegen. Dies ist unter anderem dem gegolten, da diese Tiere meist im Besitz von Menschen waren die selber nicht lesen und schreiben konnten. Die, die es konnten, hielten es wohl in Anbetracht der damaligen Zeit und der fehlenden Zuchtvorschrift nicht für wichtig.
So weiß man bis heute nicht, woher die rassetypischen "Fledermausohren" züchterisch stammen. 1912 wurden diese erstmals fest verankert im Rassestandard, einmal weil sie auf die Jahre viele Fans erlangt hatten und weil man sich so von den Englischen Bulldoggen abheben wollte.
(Quelle: Eigene Zusammenschrift aus "Der Bully"

Jetzt überlegen wir einmal kurz:
Ziel war es einen Hund zu züchten, der eine Schärfe, Stärke, gute Bemuskelung, fitten Körper, starken und eigenen Willen, hohe Aufmerksamkeit, Intelligenz und Zähigkeit bietet, der durch jahrelange Selektionszucht der stärksten und besten Tiere entstand. Der gutmütig und treu gegenüber dem Halter und dem eigenen Rudel sein soll.
Was haben wir dann?
Wir haben einen kleinen Hund, der das eigene Heim, den Garten, sein restliches Rudel und vielleicht sogar eigene Nachkommen bewacht, der "Eindringlinge" meldet und sich zunächst an den Hundehalter hält. Viele würden dies als "fremdeln" vielleicht sogar schon als "aggressiv" bezeichnen. Durch die kurze Rute, die Kurzschnäuzigkeit und die Falten, haben wir einen Hund der sich kommunikativ schwer bis gar nicht gegenüber anderen Hunden äußern kann. So kommt es schnell zu Konflikten und da unser Hund zugleich einst für Kämpfe gezüchtet wurde mit entsprechenden Eigenschaften, kann das dann schon mal sehr in die Hose gehen, denn irgendwo ist es trotz heutiger Selektion noch in ihnen verankert.

Ich höre und lese ständig wieder von überforderten Besitzern. Aber auch viele Interessenten sind immer wieder verwundert über den Charakter. Man hatte es sich so schön ausgemalt, ein kleiner niedlicher Begleithund, der sich durch Qualzucht kaum bewegen kann, bzw. sich in der für ihn richtige Form äußern kann. Aber nicht nur die anderen Hunde verstehen die Signale falsch. Auch der Mensch, der sein menschliches Denken und Fühlen auf ihn anwendet, versteht das Tier nicht. So werden viele Situationen falsch eingeschätzt und man wundert sich dann über "Erziehungsprobleme" und "falsches Verhalten" des Hundes. Vergessen dürfen wir auch nicht, das der Bully stets seine "Liebsten" beschützen und gefallen möchte. Darunter fallen unter anderen der Hundehalter, andere "Rudelmitglieder" (menschlich wie tierisch), eigene Nachkommen, der Hundekumpel auf dem Hundeplatz, etc. Die Französische Bulldogge neigt schnell zum stellen, bellen oder schnappen, sollte er Angst von seinen "Liebsten" aus spüren oder befürchtet sogar einen Angriff auf diese. Hundehalter sind dann überfordert und möchten doch nur das der Hund alles und jeden mag, wieso macht er das denn nicht?!...

~Warum mögen wir Menschen, eigentlich nicht jeden anderen Menschen?
~Warum würden wir in einer Notsituation den netten Nachbarn vor einem Einbrecher schützen?
~Warum würden wir unser Baby nicht einfach Fremden in den Arm geben?
->Warum müssen diese Wünsche unsere Hunde denn generell erfüllen, wenn selbst wir uns nicht daran halten?
Mal daran gedacht???

Ja, denkt man an die Entstehung der Rasse, ist es glasklar, aber in den sozialen Medien usw. wird ein anderes Bild widergespiegelt von dem lieben kleinen, grunzenden Hund. Überlegt man dann noch, das der Hund in einen Körper gezwängt wurde, der ihm Schmerzen bereitet durch verschiedenste Krankheiten oder Deformationen, ja dann Prost-Mahlzeit! Viele dieser Halter geraten dann noch an unfähige Hundetrainer. Sie sind hilflos und entscheiden sich zur Not zur Abgabe an Tierheime, Notstellen, Züchter und (leider auch wieder häufiger vertreten) zur Einschläferung, weil der Hund mal gebissen hat und keiner versteht warum.
Was machen wir nun?
Wir versuchen aufzuklären, ja ich weiß, viele Züchter erzählen das die Französische Bulldogge eine Anfängerhunderasse ist, aber das ist sie bei weitem nicht! Wer sich entscheidet einen Bully aufzunehmen, der sollte wissen was er sich da ins Haus holt. Die Selektion heutzutage besteht daraus, das der Hund vom Charakter einwandfrei ist (hier ist wieder unser Wunschdenken von dem Hund der alles und jeden liebt), sprich freundlich ist und so verschwimmen langsam die Eigenschaften, dennoch sind sie festverankert und tauchen heutzutage häufig noch auf, das darf nicht vergessen werden!
Zusätzlich züchten wir, Züchter dieser Rasse, dem Hund derzeit einen funktionierenden Körper an ("Rückzucht" / "Zurückzüchten"), der beweglicher ist, mehr Sauerstoffaustausch durch eine bessere Atmung zulässt und eine kleine Rute, die die Wendigkeit aber auch die Kommunikation mit anderen Hunden erhöht. Die Konflikte zwischen dem Bully und anderen Hunden werden durch das entzerrte Gesicht und die längere Rute deutlich weniger, mal abgesehen von der deutlichen Verbesserung der Gesundheit und somit weniger Leid und Schmerz der Tiere. Sie bekommen durch das "Zurückzüchten" einen fitten, agilen Körper. Einer, wie er einst war, als sie ihn noch brauchten zum kämpfen und bewachen. So kommen auch diese Eigenschaften wieder deutlicher ans Tageslicht. Der "Qualzucht-Bully" mit schlechter Atmung, Augen-, Hüften und Rückenproblemen, kann diesem aus anatomischen Gründen schon gar nicht nachgehen und ist daher auch ein vermeintlich netter Hausgeselle, wie wir ihn in sozialen Medien vorgesetzt bekommen.

Ein Welpe (wenn er bei Ihnen einzieht) kann im Grunde nichts außer schlafen, fressen, trinken und sein Geschäft verrichten. Er wäre so hilflos wie wir auf einer fremden Insel, wo man auf einen Stamm trifft, der nicht die eigene Sprache spricht und wo fremdartige Tiere und Pflanzen sich befinden. Versetzen Sie sich einfach mal in die Lage des Welpen und lassen Sie ihren Gedanken freien Lauf. Er weiß nicht wie man sich in der großen weiten Welt bewegt, was kann man fressen und was nicht, was ist gefährlich und was nicht, wie finde ich mich zurecht oder wie äußere ich meine Gefühle und Wünsche. Die Sprache die wir sprechen kennt er nicht, daher muss er sie mit immer wieder gleichen "Ritualen", "Lauten" oder "Zeichensprache" verständlich vermittelt bekommen. Richtiges Verhalten wird belohnt, falsches Verhalten wird korrigiert, indem man ihn das Richtige erneut zeigt.

Er braucht klare Regeln, die eingehalten werden müssen:
Nein, ins Haus wird kein Pipi und Kaka gemacht...
Nein, das Klopapier ist nicht zum Abrollen da...
Nein, Socken sind nicht zum klauen da...
Nein, ein ständiges hinterher laufen bei den Menschen bis zur Toilette ist nicht süß...
Nein, am Tisch betteln gehört sich nicht...
Nein, ein Sitz ist nicht das geforderte Platz und wird nicht belohnt, warte ich zeig es dir sonst noch einmal...
Nein, ein ständiges pöbeln am Zaun oder an der Leine ist nicht gewünscht...
Nein, nicht jeder andere Hund muss überschwenglich begrüßt werden...
Nein, man klaut dem Baby nichts aus der Hand...
usw.
Ich könnte hier noch ewig weiter machen, denn ich bekomme immer wieder mit, was für grundsätzliche, normale Hundeerziehung automatisch bei Großrassenhaltern anscheinend funktioniert, aber bei den Besitzern einer Französischen Bulldogge einfach aussetzt und alles irgendwie süß ist. Mag es daran liegen, weil man bei Großrassen immer im Hinterkopf hat, der muss hören ansonsten habe ich später ein Problem? Der Bully ist ja klein, da wird das schon nicht so schlimm sein, wenn man ihm das jetzt einmal durchgehen lässt?
Schnell wird der Bully als stur, aggressiv oder charakterlich schwach hingestellt, weil die Halter schlicht in der frühen Erziehung und/oder in der Pubertät irgendwo versagt haben. Oftmals ist das gezeigte Verhalten nur Unsicherheit, die in verschiedenster Weise gezeigt wird, weil Bully nicht weiß was richtig oder falsch ist. Denn einmal setzten sich die Halter strikt durch und einmal wird ein falsches Verhalten nicht getaddelt/korrigiert oder sogar in irgendeiner Form belohnt. Woher soll nun der Hund wissen, was das gewünschte Verhalten ist? Wie die "Sprache" funktioniert? Dem Ganzen wird noch der Hut aufgesetzt, wenn die neuen Halter Kinder haben (egal welches Alter!) und diese Kinder ebenfalls keine klaren Regeln vermittelt bekommen wie sie mit einen Hund, einen Lebewesen, umgehen sollen. Und oh Wunder...der Bully schnappt eines Tages zu, weil die Kinder zu hektisch mit ihm sind, an den Ohren ziehen, ihm das Futter oder Spielzeug klauen, seinen Freiraum nehmen, an der Leine ruckeln wie blöd...spätestens dann, wird der Bully als "unheilbar", als "hoch gefährliches" Tier abgestempelt und wird aufgegeben.

Wie bereits geschrieben, wird leider vieles vermenschlicht in der heutige Hundeerziehung und ebenso verlangen wir oftmals noch von ihnen ein Verhalten, was wir selber nicht vorleben (siehe weiter oben). Wer sich mit der Körpersprache eines Hundes beschäftigt oder auf dem Hundeplatz mal wirklich versucht ohne eine gesprochene Sprache auszukommen, der wird merken, das wir selber viel zu wenig mit unserem Körper sprechen. Hundetrainer und Hundeschulen, die dies verdeutlichen durch ihr Training, wie wichtig unsere Körpersprache gegenüber den Hund ist, sind goldwert. Denn wir vergessen, das unsere gesprochene Sprache nur ein gemurmel von Lauten für die Hunde darstellt.
Erzieht man seine Französische Bulldogge von Anfang an so, als würde diese später ein großer Hund werden mit mindestens 80kg (also ein ehrwürdiger "Gegner" uns gegenüber an der Leine), gibt ihr Aufgaben, klare Regeln, genug Auslastung und Zuneigung dann wird sie ein super Begleithund! Bitte halten Sie die Französische Bulldogge bitte auch als HUND! Sie darf sich dreckig machen, wälzen, durchs Wasser laufen und in einen Laubhaufen springen. Kein Tier der Welt ist ein Accessoire!
Also überlegen Sie sich gut, können sie so einem Charakter, einem solchen Tier gerecht werden? Sind sie bereit eventuell viel Schweiß und Herzblut in die Erziehung zu stecken? Wenn ja, dann kann die Französische Bulldogge ein gutmütiger und treuer Gefährte für sie werden. Mit vielen schönen und lustigen Momenten.